Aktuelle Creditreform-Studie zu Unternehmensinsolvenzen in Europa 2020
Laut neuer Studie der Creditreform zu den Unternehmensinsolvenzen 2020 bleibt in Europa, trotz der durch die Corona-Pandemie verursachten „größten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg“, eine Insolvenzwelle bisher aus. Die Insolvenzen sind demnach europaweit auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten und deutlich geringer als im Vorjahr.
Insolvenzwelle nur verschoben
In der Pressemitteilung zur Studie weist die Creditreform darauf hin, dass vor allem das massive Eingreifen der Regierungen in der Corona-Krise eine Insolvenzwelle in Europa verhindert hat. „Das sehen wir bei der Tiefenbacher Insolvenzverwaltung ganz genau so,“ betont Rechtsanwältin Jacqueline Jakubik. „Neben den finanziellen Hilfen sehen wir auch die Änderungen im jeweiligen Insolvenzrecht, wie zum Beispiel die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Deutschland, als Ursachen dafür, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bisher so niedrig ausfallen. Aber damit wurde die Insolvenzwelle letztlich nur verschoben,“ ist Jacqueline Jakubik überzeugt.
Auch die Analysten der Creditreform gehen davon aus, dass es mit dem Auslaufen der staatlichen Hilfsmaßnahmen zu steigenden Insolvenzen kommen wird. Insbesondere die 21,9 Prozent der westeuropäischen Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell keine Gewinne machen und als eigenkapitalschwach gelten, werden schlechter durch die Krise kommen und eher von Insolvenz bedroht sein. Für die Studie wurden die Bilanzkennzahlen von mehr als drei Millionen Unternehmen aus dem Vorkrisenjahr analysiert.
2020 weniger Insolvenzen in ganz Europa, dabei dominiert das Dienstleistungsgewerbe das Insolvenzgeschehen
Laut Auswertung war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa mit rund 120.000 im Jahr 2020 so gering wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Das ist ein deutlicher Rückgang – gegenüber 2019 mit 163.000 Insolvenzen – um mehr als ein Viertel (minus 26,9 Prozent). Auch in den Staaten Mittel- und Osteuropas sanken die Zahlen der Insolvenzen.
In Westeuropa nahm die Zahl der Insolvenzen laut Studie in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen deutlich ab: im Baugewerbe minus 31,7 Prozent, im Handel (inkl. Gastgewerbe) minus 30,1 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe minus 25,2 Prozent und im Dienstleistungssektor minus 22,5 Prozent. Allerdings dominiert der Dienstleistungssektor mit rund 50.000 Insolvenzfällen sowohl zahlenmäßig als auch anteilmäßig mit 42,0 Prozent das Insolvenzgeschehen in Westeuropa.
Mit hoher Eigenkapitalquote gut durch die Krise
Insgesamt bescheinigt die Untersuchung aber einem großen Teil der Unternehmen in Westeuropa eine gewisse Robustheit, denn sie zeigt, dass die Gewinnmargen und Eigenkapitalquoten im Vorkrisenjahr 2019 nochmals zugenommen hatten. Damit sind viele Unternehmen in Westeuropa stabil und mit einem starken Puffer in die Corona-Krise gegangen. Ein großer Teil der Unternehmen (46,5 Prozent) verfügte über eine hohe Eigenkapitalquote von über 50 Prozent.
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