Vertrauen erhalten in der Insolvenz: richtiges Stakeholder-Management
In einer Insolvenz entscheidet oftmals das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern oder Lieferanten über den Erfolg des Verfahrens. Doch gerade in einer Krise ist der Erhalt dieses Vertrauens eine Herausforderung. Es braucht ein effektives Stakeholder-Management.
Eine Insolvenz zu überstehen, ein angeschlagenes Unternehmen zu sanieren, Investoren zu finden und den Betrieb nach der Insolvenz erfolgreich weiterzuführen, ist ohne Unterstützung kaum möglich. Sie ist in einer Krise aber keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Oft kommt es zu Zurückhaltung und Unsicherheit bei den Personen und Institutionen, die von der Insolvenz betroffen sind, etwa Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Geldgeber, Versicherer und Aufsichtsbehörden.
Um sich die Unterstützung dieser Stakeholder zu sichern, ist es in einer Insolvenz daher umso wichtiger, ihr Vertrauen zu erhalten. Dafür sollte das Management der einzelnen Stakeholder-Interessen nicht dem Zufall überlassen, sondern aktiv betrieben werden.
Stakeholder-Management in drei Schritten
Unter dieser Art von Management ist die Identifikation und Analyse der für den Insolvenzfall wichtigen Stakeholder sowie die passende Kommunikation mit ihnen zu verstehen.
- Relevante Stakeholder identifizieren
Im ersten Schritt werden alle Personen, Unternehmen und weiteren Institutionen bestimmt, die von der Insolvenz des Betriebs direkt oder indirekt betroffen sind und Einfluss auf das Verfahren nehmen können. Auf wessen Mitarbeit ist das Unternehmen während des Insolvenzverfahrens angewiesen? Wer ist künftig strategisch relevant? Wer könnte die Insolvenz möglicherweise erschweren? Praxistipp: Die Stakeholder-Identifikation ist ein kontinuierlicher Prozess. In verschiedenen Phasen der Insolvenz können neue Akteure relevant werden – andere an Bedeutung verlieren.
- Stakeholder analysieren
Nicht jeder Stakeholder hat den gleichen Einfluss auf den Ausgang der Insolvenz. Daher muss nicht für jeden das gleiche Maß an Überzeugungskraft eingesetzt werden. Stattdessen sollten insolvente Unternehmen strategisch vorgehen und die einzelnen Akteure zunächst bewerten, um sie zu priorisieren. Bewertet wird meist unter anderem nach:
- Betroffenheit: Was ändert sich für den Stakeholder durch die Insolvenz?
- Einstellung: Steht der Betroffene den Änderungen negativ oder positiv gegenüber?
- Einfluss: Hat die Person oder Institution einen großen oder geringen Einfluss auf die Insolvenz?
Je höher ihre Betroffenheit und ihr Einfluss, desto bedeutsamer sind Stakeholder für das Unterfangen. Praxistipp: Während des Verfahrens kann sich einiges ändern. Daher sollte die Analyse mehrfach durchgeführt werden.
- Handlungsstrategien entwickeln
Sind die relevanten Stakeholder ermittelt und bewertet, können Maßnahmenpläne erstellt werden, um Vertrauen zu gewinnen und Interessenkonflikte zu vermeiden. Wichtig dabei ist es, die Bedürfnisse und Bedenken aller Stakeholder zu verstehen sowie ernst zu nehmen und sie je nach Einfluss unterschiedlich zu betreuen. So sollte – oder muss – den wichtigsten Akteuren im Insolvenzverfahren ein gewisses Mitspracherecht eingeräumt werden. Weniger priorisierte Stakeholder sind – etwa in regelmäßigen Meetings, Pressemeldungen und E-Mails – über Entwicklungen zu informieren. Es gilt, alle Stakeholder auf dem Laufenden zu halten und die wichtigsten aktiv einzubinden.
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