Thüringer Maschinenbauer in der Eigenverwaltung – SAMAG stellt sich über gerichtliches Sanierungsverfahren neu auf
(Saalfeld/Saale, 07. Februar 2025) Die SAMAG Machine Tools GmbH nutzt ein vorläufiges gerichtliches Verfahren in Eigenverwaltung zur Restrukturierung. Dieses wurde nach dem Antrag der Geschäftsführung vom Amtsgericht Gera am 29. Januar 2025 angeordnet. Trotz seiner regionalen und internationalen Bedeutung und einem festen Kundenstamm geriet das traditionsreiche Maschinenbau-Unternehmen durch die eingetrübte Lage in seiner Branche sowie hohe Kosten für Material und Energie in wirtschaftliche Herausforderungen. „Die Restrukturierung unter gerichtlichem Schutz wollen wir nutzen, um unser Geschäft zu stabilisieren und fit für die Zukunft zu machen. Wir werden alles tun, um den Standort angesichts der temporären Flaute im Maschinenbau-Sektor neu aufzustellen und uns nachhaltig zu restrukturieren. Mit den Mitarbeitern und Kunden haben wir uns bereits über die Lage verständigt. Alle stehen hinter unserem Unternehmen – darüber sind wir natürlich froh und sehr erleichtert. Das gibt uns wichtigen Rückenwind für die bevorstehenden Aufgaben“, sagt Geschäftsführer Martin Hüttmann.
Bei einem gerichtlichen Verfahren, wie es SAMAG nutzt, kann der Geschäftsführer das operative Geschäft weiterführen. Deshalb wird auch von „Eigenverwaltung“ gesprochen. Mit der Hilfe von Sanierungsspezialisten wird der Betrieb zugleich wieder in wirtschaftlich sichere Fahrwasser gebracht. Dazu wurde Rechtsanwalt Thorsten Springstub von der Kanzlei Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung als Generalbevollmächtigter beauftragt. Er und sein Kollege Dr. Nils Freudenberg stehen der Geschäftsführung bei allen insolvenzrechtlichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. „SAMAG blickt auf eine sehr lange Tradition zurück, besitzt mit seinen über 100 Mitarbeitern ein tiefes Know-how im Bereich Maschinenbau und hat ein großes nationales und internationales Kundennetz. Das sind unserer Ansicht nach beste Voraussetzungen für eine zeitnahe und auch langfristige Restrukturierung. Darüber hinaus ist es bereits gelungen, den operativen Betrieb trotz der besonderen Lage abzusichern und fortzuführen“, heißt es seitens Tiefenbacher. Ein weiterer wichtiger Meilenstein im noch jungen Verfahren: Die Löhne und Gehälter der Belegschaft sind für die Monate Februar bis April 2025 durch das vorfinanzierte Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit abgedeckt.
Bis zur anvisierten Eröffnung des Verfahrens am 1. Mai 2025 arbeitet das Sanierungsteam nun mit Nachdruck an finanz- und leistungswirtschaftlichen Ansätzen zur Sanierung des Maschinenbauers. Die kaufmännische Begleitung erfolgt dabei von Unternehmensberater Simon Leopold und seinem Team der ABG Consulting-Partner GmbH & Co KG. Neben der Lösung über ein Planverfahren wird auch ein Investorenprozess in Betracht gezogen. Durch diesen sollen potenzielle Übernehmer gefunden werden, mit deren Hilfe eine übertragende Sanierung des Saalfelder Unternehmens möglich wird.
Krise durch Auftragsflaute und hohe Vorfinanzierungskosten
Der Mittelständler SAMAG besitzt eine über 150-jährige Historie und ein weltweites Vertriebsnetzwerk. Damit kann das Unternehmen neben einem großen Erfahrungsschatz im Maschinenbau auch einen umfassenden und treuen Kundenstamm vorweisen. Über viele Jahre hinweg verzeichnete der Saalfelder Betrieb eine entsprechend positive Geschäftsentwicklung. Im Zuge der weltweiten Krisen kam es zuletzt jedoch zu einer Auftragsflaute in der Maschinenbau-Branche. Demgegenüber stehen die hohen Vorfinanzierungskosten für den Bau der komplexen Bearbeitungszentren, die SAMAG produziert. Stark gestiegene Kosten für Rohstoffe und Energie verschärften das Problem und belasteten die Liquidität des Unternehmens immer stärker. Ungeachtet der umgehend eingeleiteten Maßnahmen konnte kurzfristig und außergerichtlich keine Verbesserung der Lage herbeigeführt werden. Da Zahlungsunfähigkeit drohte, stellte die Geschäftsführung am 24. Januar 2025 folgerichtig einen Antrag auf die gerichtliche Sanierung in Eigenverwaltung.
Damit das vorläufige Eigenverwaltungsverfahren im Sinne der Gläubiger überwacht wird, hat das Amtsgericht Gera Rechtsanwalt Marcello Di Stefano von der Kanzlei DiLigens Rechtsanwälte & Insolvenzverwalter zum vorläufigen Sachwalter bestellt. „Sowohl die Geschäftsführung als auch das Team stehen meiner Beobachtung nach fest zum Unternehmen und zur Sanierung. Den Gläubigern ist ebenfalls an einem konstruktiven Austausch und einer baldigen Lösung gelegen. Ein vorläufiger Gläubigerausschuss hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Die gegebenen Umstände sprechen deutlich dafür, dass hier eine nachhaltige Neuaufstellung und der Erhalt von Arbeitsplätzen gelingen können“, sagt der vorläufige Sachwalter.
Über die SAMAG Machine Tools GmbH
Die Anfänge des Mittelständlers SAMAG Machine Tools GmbH mit Sitz in Saalfeld/Saale gehen bereits auf das Jahr 1873 zurück. Das Team des Maschinenbauers zählt derzeit 108 Mitarbeiter. Sie entwickeln und produzieren maßgeschneiderte Bearbeitungslösungen für verschiedene Branchen, darunter die Automobilindustrie, den Werkzeug- und Formenbau sowie den allgemeinen Maschinenbau. Das Produktportfolio umfasst Mehrspindel-Bearbeitungszentren (MFZ), kombinierte Tiefbohr- und Fräsbearbeitungszentren (TFZ), Fahrständer-Bearbeitungszentren (SFZ) und Mehrspindel-Tiefbohrmaschinen (TBM). Mit einem umfassenden Serviceangebot, das Wartung, Inbetriebnahme, Schulungen und Retrofit-Lösungen einschließt, stellt SAMAG die langfristige Zufriedenheit seiner Kunden sicher. Mit über 150 Jahren Erfahrung und zahlreichen Vertretungen weltweit ist die SAMAG-Gruppe ein verlässlicher internationaler Partner für innovative und effiziente Fertigungslösungen.
Kontakt Generalbevollmächtigter:
RAe Thorsten Springstub, Dr. Nils Freudenberg
Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung
Telefon: +49 361 65 928 0
E-Mail: erfurt@tiefenbacher.de
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