Cash-Pooling: Vorteile und Risiken der Liquiditätsbündelung
Um konzernintern liquide Mittel zu bündeln, kann ein sogenannter „Cash-Pool“ genutzt werden. Die Methode des Cash-Poolings eröffnet für die Mutter- und die Tochtergesellschaften verschiedene Möglichkeiten, Vorzüge – und Risiken. Gerade im Insolvenzfall unterliegen die im Rahmen des Cash-Pools getätigten Zahlungen zwischen den Unternehmen einem Anfechtungsrisiko.
Bei einem Cash-Pool werden innerhalb einer Unternehmensgruppe die Bankkonten der verschiedenen Unternehmen zusammengelegt und über ein Masterkonto verwaltet. Das Ziel des Finanzinstruments ist ein interner Liquiditätsausgleich, von dem alle Gesellschaften profitieren. Cash-Pooling kann sowohl national als auch international zur Anwendung kommen. Voraussetzung dafür ist ein Vertrag zwischen den am Konzern beteiligten Gesellschaften.
Vorteile eines Cash-Pools
Ein erheblicher Vorteil eines Cash-Pools ist häufig die Einsparung von hohen Kontoüberziehungszinsen: Da liquide Mittel miteinander geteilt werden, müssen die einzelnen Unternehmen seltener auf externe Finanzierungsmittel wie eben Kontokorrentkredite bei Banken zurückgreifen. Im gemeinsamen Vertrag ist dennoch geregelt, in welcher Höhe Zinsen von Unternehmen mit einem negativen Saldo an die mit einem positiven gezahlt werden müssen. Darüber hinaus kann das im Cash-Pool gesammelte Kapital an der Börse eingesetzt werden. Auch für die Aufnahme eines Kredits zu günstigen Konditionen eignet sich das zusammengelegte Kapital.
Anfechtungsrisiken im Insolvenzfall
Im Falle einer Insolvenz eines am Cash-Pool beteiligten Unternehmens unterliegen dessen getätigten Zahlungen dem Risiko einer Insolvenzanfechtung. Auch wenn das betroffene Unternehmen zum Eintritt der Zahlungsunfähigkeit bereits verkauft ist und nicht mehr dem Konzern angehört, kann der Insolvenzverwalter seine Zahlungen anfechten. Laut einem BGH-Urteil aus dem Jahr 2019, das sich auch auf Cash-Pools anwenden lässt, betrifft dies zumindest den höchsten Soll-Saldo aus dem Jahr vor der Insolvenz. Vereinfacht gesagt, ist die höchste erfolgte Rückzahlung in den Cash-Pool in diesem Zeitraum anfechtbar.
Gegebenenfalls sind erhaltene liquide Mittel zurückzuzahlen. Es gibt für den Unternehmensverbund allerdings verschiedene Möglichkeiten, um sich abzusichern. Beispielsweise kann der Käufer der Tochtergesellschaft verpflichtet werden, das Unternehmen mit ausreichend Liquidität zu versorgen oder der Verkäufer wird vertraglich von den Rückzahlungsverpflichtungen freigestellt.
Auf der sicheren Seite: Insolvenzrechtlicher Beistand
Um sich gegen das Risiko einer Insolvenzanfechtung abzusichern, müssen die Vorkehrungen dafür rechtzeitig getroffen werden. Da das Ausmaß der jeweiligen Risiken anhand des Einzelfalls beurteilt werden muss, ist das Hinzuziehen insolvenzrechtlicher Expertise beim Aufsetzen der Verträge für einen Cash-Pool und einen Unternehmensverkauf unbedingt ratsam.
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