Gasstopp für die Industrie: Was auf Unternehmen dann zukommt
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch ungewiss, ob und wann der russische Präsident Putin das Gas für Deutschland abstellt. Notfallpläne für das Worst-Case-Szenario seien laut Regierung vorhanden – die Entwicklung der Situation ist jedoch gerade für KMU kaum absehbar. Wer die Warnsignale einer drohenden Schieflage oder gar Insolvenz seines Unternehmens aber frühzeitig erfasst, kann Maßnahmen zur Sanierung ergreifen.
Der anhaltende Krieg in der Ukraine wirkt weiterhin auf die deutsche und globale Konjunktur ein. Die Sanktionen gegen Russland zeigen zwar ihre Wirkung, doch sind sie zugleich eine Belastung für KMU. Durch die enorm gestiegenen Preise für Gas und Energie sind viele Unternehmen bereits angeschlagen – vor allem im Industriebereich, wo zahlreiche Betriebe auf Gas zur Aufrechterhaltung ihrer Produktion angewiesen sind. Eine vollständige Unterbrechung der Lieferung des Energieträgers aus Russland hätte weitreichende Konsequenzen, wie Analysen zeigen.
Unterschiedliche Szenarien denkbar
Die Expertenmeinungen über die möglichen Auswirkungen eines Gasstopps durch Russland sind geteilt. Laut der Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung 2022/23 des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) würde ein Stopp der Energielieferung das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um sechs Prozent einbrechen lassen. Ähnlich ist die Einschätzung des Ökonomieprofessors Tim Krebs in einer weiteren Studie, der zufolge das BIP bei einem plötzlichen Gasstopp um drei bis acht Prozent sinken würde. Auch die Kaskaden- beziehungsweise Zweitrundeneffekte seien schwer abzuschätzen: Wenn die Produktion von Schlüsselindustrien heruntergefahren oder gar gestoppt werden müsste, fehlten wiederum Vorprodukte für angegliederte Branchen. Hierzulande werde Erdgas etwa im Chemie- sowie Lebensmittelbereich und im Maschinen- und Fahrzeugbau eingesetzt – ein Ausfall des Gases in diesen Segmenten wäre folgenreich. Weiter geht die Untersuchung bei einer Einstellung der Gaszufuhr von einer höheren Anzahl an Unternehmensinsolvenzen mit entsprechender Steigerung der Arbeitslosigkeit aus. Inwiefern staatliche Hilfen dann noch greifen können, ist fraglich.
Hoffen lassen wiederum die Szenarien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), nach denen die Versorgungssicherheit für den kommenden Winter durch Gasimporte aus anderen Ländern und gleichzeitige Energieeinsparungen gewährleistet werden könnte. Dennoch würden diese Einsparungen mit einer Drosselung der Produktion in vielen Industriebetrieben einhergehen. Umstrukturierungen müssten dann auf eine Reduktion des Erdgasbedarfs und die Nutzung alternativer Energien abzielen. Die Zeit vor Wintereinbruch sollte von betroffenen KMU dann für eine Neuaufstellung und Sanierungsmaßnahmen genutzt werden.
Energiekrise durch Sanierung überstehen
Wenn ein Betrieb von einer Zahlungsunfähigkeit bedroht ist, kann ein umfangreicher Sanierungsplan zu einer Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit führen. Um von den Möglichkeiten des Insolvenzrechts zu profitieren, muss rechtzeitig ein Insolvenzantrag gestellt werden. So können während einer Neuaufstellung im Rahmen einer Insolvenz beispielsweise Verträge vereinfacht angepasst und die Lohnfortzahlung durch das Insolvenzausfallgeld gesichert werden. Eine gerichtliche Sanierung kann so einen Ausweg aus einer vertrackten Lage darstellen und bei der Neuausrichtung des Energiebezugs helfen.
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