Insolvenzwelle im Baugewerbe: Was tun?
Der Bauboom in Deutschland hält weiter an – und dennoch steht das Baugewerbe vor so großen Herausforderungen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Lieferengpässe, Fachkräftemangel und enorme Preissteigerungen wirken auf die Branche ein; die Zahl der Insolvenzen von Bauunternehmen steigt. Wer frühzeitig die drohende Schieflage seines Betriebs erkennt, hat gute Chancen, wieder durchzustarten.
Laut dem Statistischen Bundesamt ist das Baugewerbe die Branche mit den meisten Insolvenzen im ersten Quartal 2022. Insgesamt meldeten 650 Bauunternehmen Insolvenz an, im Vorjahresquartal waren es noch 608. Dennoch ist die Nachfrage bei Bauprojekten groß; der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnen für dieses Jahr mit einer Zunahme des Gesamtumsatzes der Branche von 5,5 Prozent auf insgesamt 151 Milliarden Euro. Worauf ist die hohe Zahl der Insolvenzen im Bausegment also zurückzuführen?
Die branchenübergreifende Materialknappheit zeigt ihr Ausmaß besonders im Bau: Waren bereits vor Kriegsbeginn in der Ukraine einige Baumittel wie Dämmstoffe schwer lieferbar, sind nun laut ifo-Institut auch Materialien wie Baustahl aus Russland und der Ukraine, aber auch Bitumen und Ziegelsteine Mangelware. In Folge nehmen die Preise für Baustoffe rasant zu. Dabei erhöhten sich die Erzeugerpreise für Stahl und Holz bereits 2021 so stark, wie seit 1949 nicht mehr: Die Kosten für Betonstahl legten um mehr als 50 Prozent zu, bei Konstruktionsvollholz waren es sogar 77 Prozent. Seit Kriegsbeginn hat sich die Situation nochmals verschlimmert, aufgrund von Knappheit und gestiegenen Produktionskosten erhöhen sich die Materialpreise stetig. Die Weitergabe der hohen Einkaufskosten an Auftraggeber ist Baubetrieben oftmals nur bedingt möglich. Denn: Wurden Verträge einmal abgeschlossen, können Konditionen im Nachhinein kaum noch angepasst werden und das Bauunternehmen muss das Projekt zum vereinbarten Preis abschließen. Hinzu kommt: Auch im Baugewerbe herrscht akuter Fachkräftemangel; Bauprojekte verzögern sich mitunter bis zu zwölf Monate oder finden manchmal überhaupt keinen Abschluss.
Angesichts dieser zugespitzten Lage ist es nicht verwunderlich, dass Umsätze einbrechen und zahlreiche Bauunternehmen ins Straucheln geraten. In vielen Fällen kann ein rechtzeitiges Hinzuziehen von insolvenzrechtlichem Beistand und Sanierungsexpertise allerdings dabei helfen, der Schieflage eines Betriebs entgegenzusteuern.
Chance auf Restrukturierung
Sollte die Schieflage eines Unternehmens drohen oder bereits eine Zahlungsunfähigkeit bestehen, ist das Ersuchen um Rechtsbeistand oder die Anmeldung der Insolvenz bei Gericht unverzichtbar. Wer rechtzeitig seine Insolvenz anzeigt, kann von den Möglichkeiten des Insolvenzrechts wie Insolvenzausfallgeld, leichter anpassbaren Verträgen und steuerlichen Erleichterungen profitieren und diese für die Sanierung nutzen. Auch in der Insolvenz kann überdies eine gewisse Autonomie des Unternehmens gewahrt bleiben: In der Eigenverwaltung etwa kann die Geschäftsführung das operative Tagesgeschäft selbst weiterführen.
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