Krise im Gesundheitssystem: Krankenhäusern droht Insolvenzwelle
Das deutsche Gesundheitssystem ist in Gefahr; die Krankenhauslandschaft marode. Seit der letzten Reform sind 20 Jahre vergangen, mittlerweile haben sich tiefe strukturelle Defizite verfestigt. Immer mehr Krankenhäuser kämpfen mit der Finanzierung. Eine Reform soll noch dieses Jahr Hilfe leisten. Doch sie könnte für viele Häuser zu spät kommen, denn eine Insolvenzwelle droht. Eine rechtzeitige Restrukturierung ist im Krisenfall die Voraussetzung für eine bestmögliche Neuaufstellung.
Bereits zum vierten Mal hat Anfang dieses Jahres die Bund-Länder-Gruppe zur anstehenden Krankenhausreform getagt. Dabei ging es hauptsächlich um die Vorschläge der Regierungskommission „Krankenhaus“. Danach sollen die sogenannten Fallpauschalen überwunden werden und statt der reinen Anzahl der abrechenbaren Behandlungsfälle auch Vorhaltungskosten und Leistungskomplexe der Krankenhäuser eine Rolle spielen. Es geht um die flächendeckende Sicherung des Gesundheitssystems und um den Vorrang der medizinischen Versorgung vor wirtschaftlichen Interessen. Doch ob die in diesem Jahr geplante Krankenhausreform überhaupt noch rechtzeitig kommt, ist fraglich. Beobachter wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sehen die medizinischen Einrichtungen am Anfang einer Insolvenzwelle.
Zahlen zeigen tiefe Missstände
Bekräftigt wird diese Einschätzung durch das Krankenhausbarometer 2022 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Die jährliche Befragung hat aktuell ergeben, dass nur noch sechs Prozent der Häuser ihre wirtschaftliche Lage als „gut“ einschätzen. Lediglich 20 Prozent rechnen mit einem positiven Jahresergebnis für 2022; 56 Prozent erwarten 2023 eine Verschlechterung ihrer Situation. Nach Auffassung der DKG werden die Kosten der Krankenhäuser in diesem Jahr doppelt so schnell steigen, wie die staatlich festgelegten, abrechenbaren Preise.
Die Finanzierungsprobleme der Häuser sind oft strukturelle Natur: Kostensteigerungen – wie durch die zuletzt massive Inflation – können aufgrund der Pauschalen gegenüber den Krankenkassen bisher nicht ausreichend abgerechnet werden. Eine weitere Herausforderung ist die Personalsituation. So hatten 90 Prozent der Häuser Schwierigkeiten, offene Pflegestellen in ihren allgemeinen Stationen zu besetzen. In der Intensivpflege waren drei Viertel der offenen Posten betroffen. Das ist ein Anstieg zum Vorjahr von 43 beziehungsweise 20 Prozent. Auch ein massiver Investitionsstau und dadurch zunehmende Defizite an Gebäuden und der technischen Ausstattung machen vielen Einrichtungen zu schaffen. Der Grund ist auch hier strukturell bedingt. Denn laut DKI-Barometer konnten 2021 nur 47 Prozent der Investitionskosten durch öffentliche Fördermittel gedeckt werden, der Rest führte zu einer weiteren Verschuldung. Entsprechend zurückhaltend dürften viele Häuser agieren.
Rechtzeitige Sanierungsschritte einleiten
Die Situation für viele Krankenhäuser ist ernst. Die anstehende Gesundheitsreform – und vor allem bis ihre positiven Effekte wirken – könnte für manche zu spät kommen. Sollte eine Insolvenz drohen oder bereits absehbar sein, dann ist es wichtig, selbst und entschlossen zu handeln. Dazu zählt auch, insolvenzrechtliches Know-how einzuholen. Nur so können oftmals die gesetzlichen Verpflichtungen erkannt sowie aussichtsreiche Schritte für eine Neuaufstellung und Fortführung der Einrichtung gegangen werden.
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