Unternehmenskrise: Warnsignale kennen und ernst nehmen
Die Krise ist in den letzten Jahren zu einem Dauerthema von Unternehmen geworden. Doch Krisen kommen nicht immer nur von außen, etwa in Form von Rezession und schleppender Wirtschaftsentwicklung. Oft lauern die Gefahren auch im Unternehmen selbst und beginnen meist ganz klein und anfangs noch unbemerkt. In diesem Beitrag geht es deshalb um frühe Boten aufziehender Unternehmenskrisen.
Der aktuelle Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ist ein verlässlicher Indikator dafür, wie es um Unternehmen derzeit bestellt ist. So lagen die Insolvenzen im Februar 2025 20 Prozent höher als im Vorjahresmonat und 54 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 – also der Zeit vor Corona. Dabei betreffen Krisen sowohl kleine als auch große Unternehmen: Während kleine und mittlere Betriebe immer noch den größten Teil der Firmeninsolvenzen ausmachen, bestimmten zuletzt mehr und mehr große Pleiten das Bild. Das zeigt sich besonders an der Zahl der betroffenen Beschäftigten, die im Februar mehr als dreimal so hoch war, wie der Durchschnitt dieses Monats in den Vor-Corona-Jahren. Daher müssen Unternehmen gerade sehr genau hinschauen, wie sich Dinge im Betrieb entwickeln. Auf die folgenden Indikatoren sollte dabei besonders geachtet werden.
Fehlender Blick für die eigenen Zahlen
Ein aktives Controlling sowie eine effektive Liquiditäts- und Finanzplanung sollten eigentlich Standard in jedem Unternehmen sein. Dennoch haben viele Betriebe gerade in operativ angespannten Zeiten Schwierigkeiten, den Überblick zu bewahren und die eigenen Kennzahlen gezielt zu steuern. Werden hier Defizite erkannt, heißt es, schnellstmöglich eingreifen und Transparenz wiederherstellen. Denn beispielsweise eine funktionierende Liquiditätsplanung ist nicht nur essenzieller und pragmatischer Frühindikator für Krisen, ein entsprechendes Frühwarn- und Krisenmanagementsystem ist durch die Insolvenzordnung sogar gesetzlich vorgeschrieben.
Ablehnen von Weiterentwicklung
Derzeit befinden sich zahlreiche Branchen und Märkte im Umbruch. Das erfordert von vielen Betrieben eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell und dem Produktkatalog. Ist ein Unternehmen zu einer solchen kritischen Bestandsaufnahme nicht bereit und auch nicht willens, sich anzupassen, ist das in der Regel ebenfalls eine Krisenursache. Dann kann es sein, dass ein solcher Betrieb bereits mittelfristig in Existenznot gerät und in der Folge vom Markt verschwindet. Gerade in Zeiten international zunehmender Konkurrenz und Disruption durch Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung, heißt es, früh und entschlossen gegenzusteuern: etwa in neue Märkte vorzustoßen.
Restriktive Geldgeber
Laut der KfW-ifo-Kredithürde sind Banken bei KMU derzeit so zurückhaltend wie nie zuvor – 32 Prozent der Mittelständler berichten nach Kreditverhandlungen von restriktiven Kapitalgebern. Neben der Zurückhaltung bei der Neuvergabe wird es für Unternehmen auch kritisch, wenn für laufende Engagements mehr oder neue Sicherheiten gefordert werden oder die Kreditkonditionen verschärft sowie das Limit gesenkt werden. Hier muss nach Ursachen geforscht und zugleich nach möglichen alternativen Finanzierungsoptionen geschaut werden.
Schwindende Kundenbasis
Gerade in gesamtwirtschaftlichen Flauten sind langjährige Geschäftspartner das Sicherheitsnetz vieler Betriebe. Deshalb sollten Unternehmen auf Verschiebungen in diesem Bereich besonders sensibel reagieren: Fahren Stammkunden das gewohnte Auftragsvolumen seit kurzem sukzessive herunter? Hat sich mancher bereits gänzlich als Auftraggeber zurückgezogen? Hier sind rechtzeitige Gespräche das A und O. Daneben sollte bei diesem Krisenanzeichen schleunigst daran gegangen werden, die Kundenstruktur zu diversifizieren – um nicht auf Gedeih und Verderb von einzelnen, wenigen Geschäftspartnern abhängig zu sein.
Optionen und Gefahren kennen
Eine Faustregel bei allen genannten Krisensignalen: Zeichnet sich eine existenzielle Schieflage ab, dann frühzeitig auch insolvenzrechtliche Expertise mit ins Boot holen! Das hilft, juristische Fallstricke zu vermeiden und bestehende Sanierungsmöglichkeiten optimal auszuschöpfen.
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